Die eigene Freiheit

Frei fühlt sich, wer fähig ist, Wünsche zu stellen, aber auch bereit ist, zu verzichten, wenn sie nicht erfüllbar sind.

Wünsche allerdings, die nur illusionäre Ausflüchte vor der Realität sind, wie z. B. man möchte jünger sein oder man möchte reich oder berühmt sein, führen nicht in die Freiheit, sondern geradewegs ins Gefängnis der Abhängigkeit.

Um für echte Wünsche offen zu sein, muss man sich dem anderen öffnen.

Wer meint, das darf man nicht, das kann man nicht, muss sich eingestehen, dass er nur Angst hat, zurückgewiesen zu werden.  Damit kommt er zu nichts, noch bevor er überhaupt zurückgewiesen wird.

Um Hemmungen abzulegen, übt man, das auszusprechen, was man beim anderen als erfreulich schätzt und erkennt. Was man erkennt, muss man auch anerkennen und aussprechen. Dadurch macht man die Erfahrung, dass offene und gute Beziehungen entstehen, und man lernt, seine Wünsche offen auszusprechen.

Zur eigenen Freiheit gehört ebenso, dass man auf das verzichten kann, was nicht angemessen  oder unmöglich ist. Wer jünger, schöner, reicher, berühmter sein möchte, sitzt im Gefängnis seiner Illusionen, statt am wirklichen Leben teilzunehmen. Statt engagiert zu sein und sich dabei zufrieden zu fühlen, was das wirkliche Glück ist, bleibt man in Illusionen gefangen.

Wer schwer verzichten kann oder so eigensinnig ist, dass er überhaupt nicht verzichten will, kann sich in täglichen Übungen diese Fähigkeit erwerben. Man nimmt sich vor täglich auf irgendeine Kleinigkeit zu verzichten z. B. nicht schon wieder einen Kaffe zu trinken, nicht noch mehr Süßigkeiten zu essen, weniger Alkohol zu trinken, weniger oder gar nicht zu rauchen und das zu meiden, womit man sich soeben verwöhnen wollte.

Man muss auch lernen, auf Beziehungen und vermeintliche Liebesbeziehungen, zu verzichten, wenn sie trotz aller Bemühung konfliktbeladen bleiben. Wer die Selbstdisziplin zum nötigen Verzicht gegenüber solchen Beziehungen nicht aufbringt, gleicht einem, der von einer Droge abhängig ist und sich damit zugrunde richtet.

Darum kann als Leitsatz gelten:

Ich kann meine angemessenen Wünsche offen äußern und kann, wenn nötig auch verzichten.